7 Vorfeldfreimachung ...
... und Filterbrunnenentwässerung – Der Tagebau kommt …
Der moderne Großtagebau, wie er sich aufgrund technischer Möglichkeiten und politischer Grundsatzentscheidungen seit den frühen 1920er Jahren entwickelt, ist „hungrig“ auf Land. Das hatte zur Folge, dass die Gruben in kürzester Zeit riesige Dimensionen annahmen.
Die Bedeutung der „Bergmännischen Wasserwirtschaft“ nahm daher enorm zu. Man schuf effiziente Entwässerungsmethoden – wie die hier gezeigte Filterbrunnenentwässerung, die bis heute in den Revieren im Einsatz ist.
Die einschneidenste Folge dieser Entwicklung ist jedoch die seit Ende der 1940er Jahre rasch zunehmende Inanspruchnahme ganzer Ortschaften. Allein im Mitteldeutschen Revier verschwanden 120 Ortschaften und rund 52.000 Menschen mussten sich eine neue Heimat suchen (siehe Tafel 13).
Wenn ein Tagebau aufgeschlossen wird und er sich in der Landschaft ausdehnt, muss der Bergmann das sogenannte Vorfeld freimachen. Das beginnt damit, dass er alle technischen Einrichtungen, wie z. B. Stromleitungen, Straßen und Bahngleise zurückbaut. Im gleichen Zuge rodet er Wälder, verlegt Bäche und Flüsse und reißt Siedlungen bis auf die Grundmauern ab.
Diesen Vorgang sehen sie hier symbolisch dargestellt: Hausstaffagen deuten die Besiedlung der Landschaft an, ein verwahrloster Bauerngarten, Ziegelreste und Baumstümpfe (Stubben) zeigen, dass der Tagebau näher rückt. Davor liegen die Rohre, Schächte und Installationen der Entwässerung.
Grundsätzlich gibt es zwei Technologien. Die erste Methode, die Streckenentwässerung, gelangte von den 1890er bis in die 1960er Jahre hinein zur Anwendung. (Weiteres siehe Station 12)
Da diese aufwändige tiefbautechnische Methode mit dem Fortschreiten der modernen, hoch technisierten Tagebaue kaum Schritt halten konnte, kam ab den 1960er Jahren die Großflächenfilterbrunnenentwässerung zur Anwendung, die sie hier vor sich sehen.
Das Prinzip ist einfach. Von der Erdoberfläche werden bis zu 100 Meter tiefe Schächte im Raster von 70-80 Metern bis in die Wasser führenden Schichten (Grundwasserleiter) gebohrt und in diese Pumpen gehängt. Sie werden von Pegelsonden und Schaltschränken gesteuert. Die Pumpen heben das Wasser und geben es über Schlauchverbindungen direkt in die Rohre.
Diese dem natürlichen Gefälle folgenden Rohrleitungen führen das Wasser zu Pumpstationen im Vorfeld, von wo es über ein Rohrsystem außerhalb des Tagebaus in ein Fließgewässer, an ein Kraftwerk (Prozess- und Kühlwasser) oder eine Trinkwasseraufbereitungsanlage abgegeben wird.
Ein weiterer Effekt ist, dass den Kohleflözen Wasser entzogen wird und somit der spätere Trocknungsaufwand in den weiter verarbeitenden Fabriken sich deutlich verringerte.
Wer? Wie? Wo? Was? Wohin?
Wenn der Bergmann beginnt, eine große Kohlegrube auszubaggern, muss er dafür Platz schaffen. Denn überall wo er in unserer dicht besiedelten Landschaft gräbt, stößt er auf Dinge, die schon seit langem vor ihm da sind: Dörfer, Straßen, Bahngleise, Wälder, Äcker, Fabriken, Flüsse und Bäche. All das verschwindet, damit der Tagebau arbeiten kann. Auch muss er sich um das Wasser kümmern, das ihm in die Grube läuft. Mit Pumpen hebt er, wie es in der bergmännischen Sprache heißt, das Wasser und befördert es mit langen Rohrleitungen hinaus in einen Fluss oder in ein Kraftwerk, wo es zur Kühlung der Kessel gebraucht wird. Mehr zu den Menschen, die ihre Heimat verloren haben, lest Ihr auf Tafel 13 und schaut Euch in unserem Labyrinth um.