18 Elektrolokomotiven
Kohletransport auf 286 km langen Schienen
Mit Beginn der industriellen Braunkohleförderung im mittelsächsischen Raum ab den 1890er Jahren wurde der Abraum- und Kohletransport auf Zugbetrieb umgestellt, zuerst mittels Dampflokomotiven, später mit Elektrolokomotiven. Die Gleise im Tagebau Espenhain erhielten Ende der 1930er Jahre 1435 mm Spurweite (Normalspur). Damit hatte er einen Inselcharakter inne, da alle umliegenden Werke Schmalspur mit 900 mm Spurweite besaßen. Allerdings bestand somit eine vorteilhafte Anbindung an die ebenfalls mit Normalspur-Gleisen ausgerüstete Deutsche Reichsbahn. Der Kohletransport im Tagebau Espenhain wurde ausschließlich im Zugbetrieb realisiert. Als Zugmittel kamen ab Ende 1939 Elektrolokomotiven, kurz E-Loks, zum Einsatz. Lediglich für Hilfs-, Reparatur- und Rangierarbeiten fanden Dampfspeicher-Lokomotiven und Dieselfahrzeuge Verwendung.
Anfang 1940 standen im Tagebau Espenhain sieben E-Loks für die Abraum- und Kohlezüge zur Verfügung. Das Schienennetz umfasste 286 km. Ende 1940, als auch aus dem Unterflöz Kohle abgebaut wurde, waren wegen des höheren Bedarfs schon 14 E-Loks der Firma Siemens im Einsatz, 12 mit einem Betriebsgewicht von 100 Tonnen, 2 mit 50 Tonnen. Im Mai 1941 wurde die erste 150-Tonnen-Lok von AEG in Dienst gestellt. Aufgrund der höheren Dienstmasse und Leistung war sie in der Lage, mehr Wagen zu ziehen. Bis Mai 1942 folgten weitere fünf Maschinen diesen Typs. Im Laufe der siebziger und achtziger Jahre wurden diese durch 100-Tonnen-Loks aus dem LEW Hennigsdorf ersetzt. Die hier ausgestellte E-Lok ist eine davon.
E-Loks dieser Bauart bestehen aus dem mit Fahrerhaus, Fahrschalter, elektrischen Einrichtungen und den Stromabnehmern, zwei für Oberleitung in den stationären Gleisen und vier für Seitenleitung in den rückbaren Gleisen. Der Oberbau ist auf zwei Unterwagen mit je zwei Achsen und eingebauten Fahrmotoren montiert und elektrisch verbunden. An den Unterwagen befinden sich die Kupplungseinrichtungen zum Anhängen der Kohle- bzw. Abraumwagen. Zur Verbesserung der Reibung zwischen Schiene und Rädern bei Glätte sind für jede Achse vier Sandkästen mit Dosiereinrichtung vorhanden. Die Bedienung der E-Lok erfolgte durch eine Person, den E-Lokfahrer. Diese Tätigkeit erforderte eine gesonderte Ausbildung und regelmäßige Weiterbildung (Dienstunterricht). Es galten strenge Dienst- und Sicherheitsvorschriften. Die E-Loks waren in der Lage, vorwärts und auch rückwärts in allen Schaltstufen zu fahren. Sie konnten vor der Wageneinheit (gezogener Betrieb) oder hinter der Wageneinheit (geschobener Betrieb) eingesetzt werden. Zur Leistungssteigerung im Kohletransport kam ab 1977 der Zehn-Wagen-Kohlelangzug, der von zwei Hundert-Tonnen-Loks gezogen wurde, zum Einsatz.
Die fleissigen Lokomotiven ...
Für die Beförderung des Abraumes und der Braunkohle wurden spezielle Wagen eingesetzt, die von Elektro-Lokomotiven, kurz E-Loks genannt, gezogen wurden. Ihre Energie erhielten die Loks von der elektrischen Fahrleitung. Dafür hatten sie Stromabnehmer auf dem Dach. Der Strom trieb die Fahrmotoren an, die auf jeder Radachse in den Unterwagen eingebaut sind. Bedient wurden die E-Loks von einem E-Lokfahrer vom Fahrerstand im Oberbau aus. Auf jeder Seite konnte ein Fenster herunter gelassen werden, damit der Fahrer einen besseren Überblick hatte. Der Beruf des E-Lokfahrers erforderte sehr viel Verantwortungsbewusstsein und war bei den Kollegen hoch geachtet.