3 Energieversorgung
Die Stromversorgung am Beispiel des Tagebaus Espenhain
Generell wurden alle Anlagen und Großgeräte im Tagebau Espenhain mit 6000 Volt (6kV) versorgt, die Bandanlage mit 30/6kV. Die Energielieferung erfolgte durch das Kraftwerk und eine Schaltwarte im Werk Espenhain. Von dort nahm man über das 110kV-Landesnetz die Einspeisung in die Umspannwerke am Tagebau vor. Über diese erhielten alle Anlagen, Großgeräte und der Grubenbahnbetrieb ihre Energie. Die anliegende 6kV-Spannung wurde bedarfsweise auf 500 bzw. 380 Volt zum Betreiben von Kraft-, Licht- und Steuerungsanlagen herunter transformiert. Das Energienetz ist also ähnlich unserer körpereigenen Blutversorgung aufgebaut.
Momentan befindet sich im E-Haus eine kleine Ausstellung zu den Themen Braunkohletagebau Espenhain, Energieerzeugung, Rohstoffe und dem damit verbundenen Landschaftswandel. Bei dieser Ausstellung steht jedoch nicht die Technik, sondern der Mensch im Zentrum der Auseinandersetzung. Im Audioguide finden Sie dazu ein paar Berichte von ehemaligen ArbeiterInnen des Tagebaus Espenhain über deren Arbeit im Tagebau und Werk Espenhain nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Über das 110 kV-Freileitungs-Landesnetz gelangte ein Teil der im Kraftwerk erzeugten Energie von der Schaltwarte in den Tagebau zu den Umspannwerken I und II. (rote Strecke)
In der Freiluftanlage am UWII wurden die 110 kV auf 30 kV herabtransformiert und zu der Verteileranlage Drehpunkt Kippe (grüne Strecke), unserem E-Haus im Bergbau-Technik-Park geleitet. Bis zu dieser Anlage wurde die Energie in Doppelsystemen wegen der hohen geforderten Versorgungssicherheit übertragen.
Im dritten Versorgungsabschnitt (gelbe Strecken) bekamen schließlich die Endverbraucher, wie z.B. unser Absetzer 1115 oder die Bandantriebsstationen die herabtransformierte 6kV-Spannung bereitgestellt.
Als zentrale Stromversorgungsstelle wurde 1940/41 im Werksbereich die Schaltwarte als Teil des Kraftwerkes Espenhain aufgebaut. Von dieser erfolgte die Einspeisung in den Tagebau zunächst über eine 6000 Volt (6kV) Kabelverbindung über das Umspannwerk 1 (UW1) zu den Baggern, Absetzern und später auch der Förderbrücke. Das UW1, welches sich unweit der alten Fernverkehrsstraße 95 (F95) unmittelbar neben der Reichsbahntrasse Espenhain-Rötha befand, war auch Sitz der Bahnstromversorgungsanlagen für den Tagebau. Mittels Quecksilberdampfgleichrichter wurde der Strom von Drehstrom in Gleichstrom umgeformt. Von hier aus versorgte man den ersten Abraumzug am 05.06.1939 und auch den „allerletzten“ Kohlezug am 27.06.1996 mit Fahrstrom.
Da mit einer Übertragungsspannung von 6kV die Elektroenergie wirtschaftlich nur etwa 6 km weit transportiert werden kann, musste beim Fortschreiten des Tagebaus in Richtung Leipzig ein Anschluss über das 110kV-Netz (so genanntes Landesnetz) realisiert werden. Der Einspeiseschwerpunkt verlagerte sich jetzt zum UW2 in den Drehpunkt Gruna, im heutigen nordwestlichsten Bereich der Magdeborner Halbinsel (Dispatcherturm). Durch ein System von schienengebundenen 6kV-Verteiler- und Gleichrichterwagen, die dem jeweiligen Tagebaufortschritt angepasst werden konnten, stand eine wirtschaftliche Energieversorgung zur Verfügung.
In einer dritten Ausbaustufe musste noch eine 30kV-Zwischenversorgung eingeführt werden, weil die Erdmassen (Abraum) über der Kohle Richtung Norden immer mächtiger wurden und ab 1985 modernere Bandtechnologien mit einer Ausdehnung bis ca. 10 km zum Einsatz kamen. Es entstanden mehrere 30/6kV-Stationen, eine davon im Bereich der Kippe an diesem Standort. Das erhaltene, aber im Zuge der bergbaulichen Sanierung entkernte Gebäude dient unserem Park heute als Ausstellungsfläche.
Ein Tagebau ist hungrig auf Energie!
Alle Großgeräte und Anlagen im Tagebau verbrauchen bei ihrer Arbeit Elektroenergie. Diese wird in unmittelbarer Nähe in einem Kraftwerk mit der Kohle aus dem Tagebau erzeugt. Dabei verbrennt Kohle in riesigen Kesseln, Heißdampf entsteht und treibt große Turbinen mit Generatoren für die Elektroenergieerzeugung an. Mit Überlandleitungen auf hohen Gittermasten wird die Energie vom Kraftwerk zu einem Umspannwerk am Tagebaurand geliefert. Über Freileitungen und dicke Kabel wird allen Großgeräten und Anlagen ihre benötigte Energie zugeführt. Gleiches galt für die Stromversorgung der Elektrolokomotiven, die auf den Bahngleisen ihren Dienst versahen.