6 Liegendentwässerung
Entwässerung und Wasserhaltung im Tagebau
Jeder, der einen Tief- oder Tagebau betreibt, gleich was aus ihm heraus gefördert wird, muss einen Weg finden, das in den geologischen Schichten gespeicherte Wasser so zu beherrschen, dass die Stollen (Strecken) bzw. Gruben weitestgehend wasserfrei bleiben. Erst damit ist gewährleistet, dass Mensch und Maschine sicher und effektiv Bergbau betreiben können. Dabei nutzt der Bergmann die einfache Tatsache, das Wasser sich stets am tiefsten Punkt eines Bergwerks sammelt – das Gruben- bzw. Sümpfungswasser, wie es im Braunkohlenbergbau genannt wird. Dieser Bereich eines Bergbaus wird Liegendes genannt, im Gegensatz zum Hangenden, das die Schichten darüber bezeichnet. Deshalb spricht man von einer Liegendentwässerung. Von hier aus wird das Wasser mit Pumpen aus der Grube hinausbefördert, oder wie die bergmännische Sprache sagt: gehoben.
In der Frühzeit des Braunkohlenbergbaus bis ca. 1830 kam es häufig vor, dass Förderbetriebe aufgeben mussten, weil sie technologisch nicht in der Lage waren, dem in die Grube eindringenden Wasser Herr zu werden. So zum Beispiel 1743 in Leipzig-Stötteritz.
Doch die Industrialisierung in Deutschland und speziell im mitteldeutschen Raum ab Mitte des 19. Jahrhunderts führte zu einem enormen Anstieg des Energiebedarfs. Insbesondere Dampfmaschinen und Kraftwerke (ab 1888) wie auch der Hausbrand (Brikettierung ab 1858) für die stark steigende Bevölkerungszahl rückten die Braunkohle als preiswerten und in ausreichendem Maße vorhandenen Energieträger in den Fokus.
Die steigende Nachfrage führte zur rasanten Steigerung der Förderquoten. Betrug die gesamte jährliche Förderung in Deutschland 1885 noch rund 15 Mill. t., verzehnfachte sie sich bis 1935 auf 147 Mill. t.
Die bergbaulich genutzten Areale nahmen damit an Größe und Ausdehnung gewaltig zu. Nur ein ausgeklügeltes Entwässerungssystem konnte jetzt sicher stellen, dass die pro Tonne geförderter Braunkohle anfallenden 1 – 8 m³ Wasser aus der Grube gebracht wurden. Zwei Beispiele zur Verdeutlichung: aus dem Tagebau Borna/Bockwitz-Ost wurden jährlich 5-10 Mill. m³ Wasser gehoben, im Tagebau Espenhain rund 25 Mill. m³!
Das hier vor ihnen liegende Gewässer erfüllt drei Funktionen in unserem Park. Zum einen die Darstellung der Liegendentwässerung, zum anderen ist es unser Feuerlöschteich. Die dritte Aufgabe ist die des Ausgleiches für im Park versiegelte Flächen. Hier entwickelt sich in den nächsten Jahren ein Biotop.
Das ist in aktiven Tagebauen, wie z. B. im Tagebau Schleenhain der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (MIBRAG) mittlerweile ein gängiges Verfahren des Naturschutzes. So ist die große Liegendentwässerung im Bereich des Kohlemisch- und Stapelplatzes (ehemaliger Tagebau Peres) ein temporäres Schutzgebiet („Naturschaufenster“), bis auch hier der Bergbau wieder zum Tragen kommt.
Zu den Methoden der Entwässerung erfahren Sie auf Ihrem Rundgang noch näheres, z. B. wie eine Großflächenfilterbrunnenentwässerung funktioniert.
Wohin mit dem Wasser?
Stellt Euch vor, ihr sitzt am Strand ganz nahe am Meer und schaufelt eine kleine Grube, um aus dem Sand eine Burg zu bauen. Was passiert? Schnell füllt sich die kleine Vertiefung mit Wasser und seitlich rutscht der Sand nach unten. Kurz darauf ist alles wieder flach. Genauso ergeht es einer Kohlengrube, wenn die Bergmänner nicht darauf achten, das Wasser möglichst schnell wegzuschaffen.
Deshalb sammeln sie das Wasser in diesem Teich und pumpen es dann hinaus aus dem Tagebau in einen Fluss, in einen See oder in ein Kraftwerk.