19 Absetzer
Stahlriese unter Starkstrom
Schaufelrad- und Eimerkettenbagger gewinnen Abraum, der mit Hilfe von Bandanlagen, früher mit Zügen, auf die Kippe befördert wird. Am Ende dieser Förderstrecke wird ein spezielles Großgerät benötigt: der Absetzer. Er ist vom Grunde her das fahr- und schwenkbare Ende der Bandanlage. Der Absetzer transportiert ausschließlich Abraum. Seine Aufgabe ist, die ihm zugeführten Massen gesteuert auf die Kippe nach einem bestimmten Plan zu verstürzen. Er stellt dabei den Anschluss an das den Tagebau umgebende Gelände her.
Unser Absetzer hatte zwei Leben. Er verkippte ab 1985 die Abraummassen aus dem Vorschnitt und dem Zwischenmittel auf die Innenkippe. Ab Ende 1993 kam der Absetzer im Sanierungsbetrieb zum Einsatz, u. a. schüttete er den Autobahndamm der A38 mit einem Volumen von ca. 23 Millionen Kubikmeter.
Die Absetzer des Tagebaues Espenhain wurden schon seit dem Aufschlussbeginn benötigt. Seit 1939 verkippten zwei schienengebundene Absetzer in Hoch- und Tiefschüttung mit je 1900 m³ Schüttleistung pro Stunde die anfallenden Aufschlussmassen auf der Hochhalde Trages, östlich des Espenhainer Werkes. Auf die Halde wurden insgesamt 80 Mill. m³ Abraum auf eine Fläche von ca. 2000 Hektar verkippt. Ab 1947/48 kamen dann Absetzer 1 und 2 auf der von der Abraumförderbrücke hinterlassenen Kippe zum Einsatz, um das durch Abraumzugeinheiten antransportierte Zwischenmittel aus dem Tagebau zu verstürzen. Absetzer 2 wurde dann 1959 durch Absetzer 4 ersetzt.
Die herkömmlichen Absetzer benötigen ein Aufnahmeorgan, um den in einer kilometerlangen Schüttmulde von den Abraumzugeinheiten verkippten Abraum aufnehmen zu können. Das Aufnahmeorgan ist eine kurze Eimerkette, das die aufgenommenen Massen in das Innere des Absetzers auf ein Zwischenband befördert und letztlich gelangen diese über das sehr lange, schwenkbare Abwurfband zur Verkippung.
1985 kam unser Bandabsetzer 1115 mit Raupenfahrwerk bei 10.000 m³ theoretischer Förderleistung mit der neuen, am Ende 10 km langen Bandanlage zum Einsatz. Die Besonderheit der Abraumaufnahme besteht in einem zusätzlich an der Übernahmestelle eingesetzten Bandschleifenwagen. Dieser ca. 80 m lange und fast 10 m hohe Wagen ist in das Band fahrbar integriert. Er stellt eine Bandübergabeschleife her, wohinein das Übernahmeband des Absetzers gehangen wird. Somit kann der Abraum vom Übernahmeband kontinuierlich, auch bei fahrendem Absetzer, zum Abwurfband weiterbefördert werden. Alle Absetzer wurden mit 6000 Volt über Kabel auf Kabeltrommel eingespeist.
2400 Tonnen - Ein Riese im Tagebau
Am Ende des Tagebaus arbeiten die Absetzer. Sie verfüllen das von Baggern geschaffene Loch. Dadurch erreicht das Gelände wieder die gleiche Höhe, wie die nicht abgebaggerte Umgebung. Planierraupen ebnen die aufgeschütteten Rippen des Absetzers ein. Seine zweite Aufgabe ist es, eine bis zwei Meter dicke Schicht von Kulturboden auf den verkippten Abraum aufzubringen, damit dort der Landwirt wieder Felder anlegen kann oder Wälder wachsen können.
Die spezielle Leistung unseres Absetzers ist die Schüttung des Dammes der Autobahn 38, die hier seit 2006 direkt vorbeiführt.