4 Bahnsicherung
Mobiler Weichenposten Typ „Altenburg“
Das Stellwerk 4b im Gleisdreieck Espenhain registrierte ca. alle 192 Sekunden eine Zugbewegung, wobei Rangierfahrten und Transporte unberücksichtigt blieben. Die Frequenz lag damit deutlich höher als im Hauptbahnhof Leipzig.
An einem normalen Arbeitstag bewegten sich zur gleichen Zeit auf den Strecken im Tagebau Espenhain durchschnittlich 8 Abraum-Züge und 6-7 Kohlezüge. Hinzu kamen Transporte von Personal, Verpflegung, Grubenholz, Gleisbaumaterial, Maschinenausrüstung und auch die Fahrten von Gleisrückmaschinen, Pflugrückern und Kraftrottenwagen.
Für die gesamte Logistik standen um 1990 im Tagebau und Werk Espenhain 113 km stationäres und rückbares Gleis mit 336 Weichen zur Verfügung. 13 Stellwerke und mehrere immobile und mobile Weichenposten, wie der hier ausgestellte, sorgten für einen weitestgehend reibungslosen Ablauf des vielschichtigen Werkbahnbetriebes.
Seinen Ursprung nahm die Organisation des Werkbahnbetriebes in den Jahrzehnten von 1900 bis 1940, als die Tagebaue immer leistungsfähiger wurden und sich die Transportstrecken von den Abbauzonen (Strossen) zu den weiterverarbeitenden Betrieben (Brikettfabriken, Kraftwerke, karbochemische Anlagen) erheblich verlängerten. 10 bis 15 km waren keine Seltenheit.
Bis in die 1940er Jahre hinein gab es faktisch keine übergeordnete Leitung des Fahrbetriebes – man fuhr auf Sicht! In einer Übergangsphase bis Anfang der 50er Jahre behalf man sich mit dem sogenannten „Stabfahren“. Hierbei wurden den Lokfahrern verschiedenfarbige und geformte Holzstäbe überreicht, die ihnen zeigten, welches Gleis sie zu nutzen hatten. Eine Methode, die große Gefahren in sich barg, wie zahlreiche Unfälle zeigten. Es bestand seinerzeit also dringender Handlungsbedarf.
In den 50er Jahren kam es daher zu „revolutionären“ Veränderungen in technischer wie organisatorischer Hinsicht. Zum einen finden Gleisbildstellwerke, elektrische Signalanlagen, Weichenposten mit Relaisstationen u. v. m. Eingang in den Betriebsalltag. Zum anderen werden ab 1955 die „Werkbahnabteilungen im Braunkohlenbergbau der DDR“ aufgebaut, die sich an den bestehenden Bestimmungen der Deutschen Reichsbahn orientierten. 1973 war das Vorschriftenwerk mit der Arbeits- und Betriebsanordnung 122/1 vollendet. Zum dritten wurde die fachliche Qualifizierung vorangetrieben (z. B. Maschinist für Fahrbetrieb, Stellwerker).
1986 wurden in Espenhain die Stellwerke 7 und 4a auf automatische Steuerung umgestellt und noch 1990 erhielt das Stellwerk 32 das Automatikstellwerk RPS 60 A. Damit endeten die nahezu 40jährigen Bemühungen, den Tagebaubetrieb effizient und sicher zu gestalten.
Wie kamen die Züge im Tagebau dahin, wo sie hin mussten?
Die Braunkohle und der Abraum, also alles was nicht Kohle ist, wurde früher mit der Eisenbahn transportiert. Die Kohle wurde in die Kraftwerke und in die Brikettfabriken gebracht, der Abraum auf die Kippe, also dorthin, wo er nicht stört. Um diese riesigen Massen in alle Himmelsrichtungen zu bewegen, gab es viele, viele Züge im Tagebau und damit auch jede Menge Gleise und Weichen. Überall standen Posten, die die Weichen stellten und aufpassten, dass keine Züge zusammenstießen. Das Häuschen, dass ihr hier seht, ist so ein Weichenposten. Er ist sogar so gebaut, dass man ihn auch woanders hin zum Einsatz bringen konnte. Deshalb spricht man auch von einem mobilen Weichenposten.