20 Bandanlagen
Massentransporte im Tagebau
Die grundsätzliche und zentrale technische Herausforderung im Bergbau und insbesondere im Tagebau ist der effiziente Massentransport – sei es Abraum oder Kohle.
Anfänglich war alles Handarbeit. Dem Bergmann stand einzig die Schubkarre zur Verfügung, ab der Mitte des 19. Jhdt. dann der Hunt, der mit einem Fassungsvermögen von 0,5 – 0,8 m³ zu einer erheblichen Leistungssteigerung führte. Ab den 1880er Jahren bis Anfang der 1990er Jahre wurde die Zugförderung zum bestimmenden Transportmedium. Daneben waren bis in die 1930er Jahre noch Ketten- und Seilbahnen im Einsatz.
Doch die rasante Vergrößerung der Förderstätten (Großtagebaue) nach dem 1. Weltkrieg erforderte eine grundsätzlich neue Technologie. Die Lösung war das Transportband, das schon seit Jahrzehnten bekannt, doch bis dahin nur in sehr begrenztem Umfang zum Einsatz gekommen war.
Der konsequente Einsatz von Bändern hat große Vorteile gegenüber traditionellen Transportsystemen im Tagebau, die oftmals durch den Wechsel der Medien gekennzeichnet sind. Wie z. B. der Übergang von der Kettenbahn auf die Zugförderung oder die Kombination aus Band- und Zugförderung, die jeweils das Zwischenlagern des Transportgutes in Bunkern oder Gräben und dessen Wiederaufnahme erforderlich machen. Man nennt dies daher auch gebrochene Förderung.
Das Band arbeitet kontinuierlich, d. h., der Massenstrom gelangt ohne Unterbrechung vom Gewinnungsort bis zu seiner Verwendung – der Abraum zu seinem Verkippungsort (Halde, Kippe), die Kohle zum Kraftwerk oder in die Weiterverarbeitung (Brikettfabrik, Veredelung). Zudem sind Bandanlagen hochmobil, flexibel und erfordern einen deutlich geringeren Personaleinsatz als z.B. der Zugtransport.
Zuerst kam die Bandförderung ab 1924 in der Form der Abraumförderbrücke zum Einsatz. Hier transportierte ein 150 bis 200 m langes Band die von Baggern aufgenommenen Massen über ein mobiles Stahlgerüst direkt in den Verkippungsraum des Tagebaus. Erste kleinere Bandanlagen kamen Ende der 1920er Jahre im Raum Zeitz und im Geiseltal zum Einsatz. Doch erst 1963/66 wurde der westlich vom Kraftwerk Lippendorf gelegene Tagebau Peres von Anfang an als Bandtagebau (Kohle und Abraum) projektiert und bis zu seiner Stundung 1991 betrieben. Heute befindet sich in der Grube ein großer Bandverteiler wie auch der Kohlemisch- u. Stapelplatz der MIBRAG. Von dort gelangen wiederum über eine Bandanlage täglich rund 30 - 35.000 t Kohle direkt in das Kraftwerk Lippendorf.
Im Zuge der Modernisierungen älterer Tagebaue und bei Neuaufschlüssen kam diese Technologie verstärkt zum Einsatz. Vorerst aber nur im Bereich der Oberabraumgewinnung (Vorschnitt). So z. B. ab 1983 in Cospuden, 1985 in Espenhain, 1988 im Tagebau Witznitz II und 1989 im Tagebau Groitzscher Dreieck.
Die Bandtechnologie hat heutzutage nahezu alle anderen Transportinstrumentarien aus den Tagebauen verdrängt.


Bänder, Bänder ...
Immer versucht der Mensch etwas Neues zu erfinden, um die Arbeit leichter, besser und ungefährlicher zu machen. Das gilt auch für den Bergmann und sein Bergwerk. Da die Gruben größer und damit auch die Entfernungen zur Fabrik und dem Kraftwerk länger wurden, hat sich der Bergmann gedacht, der Transport der Kohle und der Erde (Abraum) mit Zügen und Lokomotiven ist viel zu aufwändig und zu teuer. Und da ist ihm eingefallen, dass lange Gummibänder, von Maschinen angetrieben, eine tolle Sache für den Transport sind. Gesagt, getan – vor rund 50 Jahren hat ganz in der Nähe der Tagebau Peres so eine hochmoderne Förderanlage bekommen. Die hat einmal in einem Jahr 41.000.000 m³!! Erde befördert. Ein Schwimmbecken im Freibad hat rund 1.000 m³ Inhalt. Also hat das Band 41.000 Mal den Inhalt dieses Beckens transportiert. Ganz schön viel, oder?
