12 Tiefbau auf Kohle/Entwässerung
Tiefbau – auf der Suche nach Braunkohle und Wasser
Erste Nachrichten darüber, das oberflächennahe Braunkohle und Torf zu Heizzwecken („brennbare Erde“) verwendet wurden, stammen aus der Zeit zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert. Es handelte sich um sporadische, lokal begrenzte Ausbeuten („Bauerngruben“), die sich oftmals im Zuge von Brunnengräbereien oder beim Aufschluss von Lehm- und Tongruben ergaben.
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte jedoch zu einem raschen Anstieg des Energiebedarfes und der Erschöpfung des traditionellen Energielieferanten Holz.
Damit erhielt die Braunkohle neben der Steinkohle eine bis dahin ungeahnte Bedeutung. In klassischer bergbaulicher Tradition und Arbeitsweise begann man ab ca. 1850 die tiefer liegenden Kohlenflöze im Tiefbau (Schächte und Strecken), wie er schon seit Jahrhunderten im Erzgebirge umging, abzubauen. Bis zum Ersten Weltkrieg entstanden im Raum zwischen Altenburg und Borna Dutzende von Bergwerken.
Anfänglich war der Abbau technisch und organisatorisch sehr uneinheitlich und beliebig. Doch ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich die Technik des „Rückwärts gerichteten Pfeilerbruchbaus“ durch, der bis zum Ende des Tiefbaus Ende der 1950er Jahre üblich war.
Die Flöze wurden mit Pfeiler- und Bruchstrecken in rechteckige Bereiche, sogenannte „Pfeiler“, aufgeteilt. Sie hatten ein Ausmaß von ca. 5 m x 15 bis 20 m. Dann begann man an der Grenze des Kohlefeldes mit dem Abbau und rückte in Gegenrichtung der Bruchstrecken zurück zum Förderschacht, wo die Kohle übertage gebracht wurde.
Wie nun wurde die Kohle „vor Ort“ gewonnen? Der Bergmann, ausgerüstet mit seiner Keilhaue, begann von der Strecke aus, über sich eine „Esse“ zu hauen. Einen Raum von ca. 1 m Breite und ca. 1,5 bis 2 m Höhe, der es ihm ermöglichte, aufrecht auf einem Trittpfosten zu stehen. Von hier aus erweiterte er die Esse zu einem Raum von ca. 4 m x 4 m x 2 m. Die in die Strecke herunterfallende Kohle schaufelte ein Bergmann in einen Förderwagen, den „Hunt“.
War der Bereich, der durch Stempel, Spreizen, Kappen gesichert worden war, ausgekohlt, wurde er so weit von den Einbauten frei geräumt, dass er einstürzte. Der Bergmann zog sich danach ca. 5 - 6 m in der Bruchstrecke zurück und der gleiche Prozess begann von neuem.
Diese Art des Abbaues hatte den Nachteil, dass Teile des Flözes als Sicherheitspfeiler stehen gelassen werden mussten, die für die Förderung verloren waren. Man nimmt Verluste von bis zu 60 % an.
Strecken wurden aber auch „aufgefahren“, um die Entwässerung der Flöze und des Abraumes zu erreichen. Dies geschah vor allem in den ab ca. 1890 immer größer werdenden Tagebauen bis in die 1960er Jahre hinein. Von der Erdoberfläche trieb man Schächte für Fallfilter durch die Deckschichten bis zum Kohleflöz und verband diese untereinander mit Strecken. Dort wurde das Wasser gesammelt und zu einer untertägigen Pumpstation geleitet, die es über ein Rohrsystem außerhalb des Tagebaus förderte. Das System funktionierte auch ohne Fallfilter. Das Wasser folgte dem konstruierten Gefälle der Strecke bis zu einem Wassersammelpunkt.
Gaaaanz tief unten ...
Die Braunkohle liegt als Schicht tief unten in der Erde versteckt. Der Bergmann nennt sie Flöze. Vor langer Zeit blieb dem Bergmann also nichts anderes übrig, als einen Schacht in den Untergrund zu bohren, um an die Kohle zu gelangen. Vom Boden des Schachtes aus, mitten im Flöz, baute er in immer länger werdenden Stollen, auch Strecken genannt, die Kohle ab. Wo der Bergmann mit seinem Werkzeug, der Keilhaue, die Kohle aus dem Flöz heraushackte, nennt man „vor Ort“ sein. Der zweite Bergmann hinter dem Hauer schaufelte die Kohlebrocken in einen Förderwagen, den „Hunt“, und schob ihn zum Förderschacht, von wo er „über Tage“ gehoben wurde. Von dort ging die Kohle direkt in die Brikettfabrik oder in das Kraftwerk.